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Mit dem Hut in der Hand

Gestern unternahm ich einen Ausflug in meinen Keller. Wenn man in einem Mehrfamilienhaus wohnt und im Keller vor den Holzlattentüren steht, die für jeden Bewohner geheime Besitzschaften verstecken (gesichert mit einem breiten Schloss, an einem kleinen Scharnier, das man wahrscheinlich mit dem kleinsten Schraubenzieher herausbrechen könnte), dann entdeckt man in jedem dieser winzigen Räume einen eigenen Kosmos.

Bei meinen Nachbarn zum Beispiel, dort riecht es immer nach Hibiskusblüten. Entweder züchten sie darin eine Hibiskusplantage (was ich persönlich bevorzugen würde) oder man lässt dahinter die gewaschene Wäsche trocknen, deren Hibiskusweichspüler die Gewebefasern plüschweich macht. Möglicherweise befindet sich dahinter aber auch eine andere Welt, der Weg in eine anderen Dimension. In der die Hibiskusblüten die Welt beherrschen. Wer weiß das schon. Ich habe noch nicht nachgesehen.

Ich sah schon Keller, deren aufgebaute Legowelten bereits drohten die Weltherrschaft zu übernehmen. Oder die Skylander.

Wenn ich aber mein Schloss öffne (ohne Schraubenzieher) und die Holzlattentür meines Kellers knarrend zur Zeite schiebe, dann rollen mir Fußbälle entgegen. Viele. Wirklich viele. Ok, vielleicht nicht tausende. Aber viele. Welche für draußen, für Rasenplätze, Hartplatzbälle, leichte, schwere, Allwetter- oder Beachbälle, Gummi- und Lederbälle, HSV-Fußballschulen- oder Bundesligarepliquebälle. Und das jeweils in verschiedensten Farben versteht sich. Nur in blau wäre langweilig. Einer sieht sogar aus wie eine Erdbeere. Was den Nachteil hat, dass ich immer Hunger auf Erdbeeren bekomme, wenn ich ihn sehe. Erdbeeren sind nämlich verdammt lecker. Sahnetorten mit Erdbeeren übrigens auch. Aber die gab es in meinem Keller leider nicht.

Mit dem Hut in der Hand

So sammelte ich also die entrollten Bälle wieder ein, bevor sie die Weltherrschaft an sich rissen und sperrte sie in mehrere Behältnisse. Warum ich dabei an den Film mit den Killertomaten denken musste, weiß ich nicht.

Ich sortierte sie dabei in „klein“, „groß“, „alt“, „neu“, „kaputt“, „heil“, „voll Erinnerungen“, „nie benutzt“, „zu schön um damit zu spielen“, „zu häßlich um damit in der Öffentlichkeit gesehen zu werden“.

Dabei fielen mir auch die Hütchen in die Hände. Nein, nicht diese, die man bei der Queen und ihrer Familie bei öffentlichen Veranstaltungen bewundern kann. Sondern diese, die jeder Fußballtrainer braucht.

„Mit dem Hut in der Hand, kommt man durch das ganze Land.“

Wollten die Mütter früher ihre Kinder mit diesen Worten an die notwendige Höflichkeit erinnern, ist dieses Sprichwort für die gegenwärtige Fußballgeneration genauso wichtig. Was nicht heißen soll, dass erwähnte Höflichkeit heute nicht mehr relevant wäre. Eigentlich wäre es mir sogar recht, die alte Redewendung wieder aufleben zu lassen. Dann wäre es nicht mehr der edle Fitzhut oder das teure Hutgeflecht, das sorgsam in einer Hutschachtel aufbewahrt werden muss, sondern das geputzte Basecape oder vielleicht das gebügelte Strickmützchen. Ein einfaches Nicken und Lächeln würde heutzutage aber auch schon vieles ändern.

Da auch wir keinen Filzhut mehr tragen und Caps auch nicht bei jeder Alltagsgelegenheit passend erscheinen, zum Beispiel vor Gericht, oder auf Beerdigungen, haben wir immer solche Hütchen im Kofferraum.

Kann nie schaden ein paar dabei zu haben. Vielleicht könnte man sie bei einem Unfall zur Warnung an die Autobahn stellen oder gar ein Spielfeld abstecken, sollten man mal zufällig einem berühmten Fußballprofi begegnen. Man weiß ja nie.

Gezielte Bewegung bedarf mehrere verschiedene Fähigkeiten

Wozu sind diese Hütchen also nützlich? Mal abgesehen davon sie gemäß ihres Namens zu benutzen, müssen sie schließlich noch andere Vorteile haben. Vorallem weil sie oben eine kreisrunde Öffnung besitzen, die den Regen und die Sonne ungebremst hindurchläßt.

So beschäftigten wir uns ein paar Tage mit diesem Modesportgerät und wollen euch daran teilhaben lassen, was wir dabei entdeckt haben.

Zunächst solltet ihr wissen, dass jede gezielte Bewegung von mehreren verschiedenen Fähigkeiten abhängt. Von der Kopplungsfähigkeit, der Differenzierungsfähigkeit, der Gleichgewichts- und Orientierungsfähigkeit, von der Rhytmisierungs- und Reaktionsfähigkeit sowie der Umstellungsfähigkeit. Erst wenn diese Fähigkeiten in einem geordneten Arbeitsprozess laufen, findet eine Bewegung statt, die genauso vorher auch geplant war. Die Kopplungsfähigkeit sorgt dabei dafür, dass die Bewegungsabläufe flüssig ineinander greifen und die einzelnen Teilkörperbewegungen zu einer zielgerichteten Gesamtbewegung koordiniert werden.

Um diese sehr unterschiedlichen Prozesse im Gehirn verbessern zu können, muss man komplexe Bewegungsabläufe immer wieder trainieren. Dabei können diese Hütchen helfen. Aufgestellt bereiten sie einen abgesteckten Parkourgrund vor, dem der Übende nur noch folgen muss.

Für das moderne Fußballspiel ist ein gutes Koordinationstraining unerlässlich. Es wirkt sich auf die spielerische und individuelle Technik aus.

Wird die Koordination dieser verschiedenen Fertigkeiten trainiert, schult man gleichzeitig das Gleichgewichtsgefühl, das vorallem beim Laufen, im Zweikampf oder beim Kopfball wichtig ist.

Übungsideen für Koordination und Kopplungsfähigkeit

Hier ein Beispiel dafür, was du mit den Hütchen anstellen kannst:

Stelle zwei Hütchen mit größerem Abstand zueinander auf. Stelle dich dann an das erste Hütchen und versuche das zweite mit einem zielgenauen Schuss zu treffen. Schaffst du es locker, erhöhe den Abstand zwischen den Hütchen. Für mehr Spaß holst du dir einen zweiten Spieler hinzu, der versucht das Hütchen auf deiner Seite zu treffen. Hier kann sowohl der Abstand als auch die Geschwindigkeit der Übung variiert werden.

„Hütchen stelle ich selbst auf, dafür brauche ich keine Assistenten“,

Felix Magath

Genauso wie auch Felix Magath haben wir selbst Hütchen aufgestellt und versucht unserer Koordinations- und Kopplungsfähigkeit neue Aufgaben zu stellen.

Neben den vielen Variationen im Mannschaftstraining, kannst du dir deinen eigenen Parkur aufbauen, der die unterschiedlichsten Schwierigekeiten beinhalten kann. Hierbei kann das Slalomdribbling oder auch schnelle, flüssige Richtungsänderungen trainiert werden. Na, wer von euch entwickelt den kreativsten und meistert den schwierigsten Parkour?

Was befindet sich denn in euren Kellern? Habt ihr noch keine Hütchen zu Hause? Nein? Dann wird es höchste Zeit! Denn mit dem Hut in der Hand, eroberst du das ganze Land.


2 Kommentare

  1. ellen sagt:

    Junior hat doch nicht das Auto als Parcours genommen….Hmmmm?😁
    Die Türen des beschriebenen Kellers ähneln unseren hier wie Zwillinge- hast den Schlüssel verbaselt, nimm einen Schraubendreher…so isses. Unser Kellerinhalt gleicht einem Tetris- Spiel: Kartons über Kartons, man weiss ja nie was kommt.
    LG ⚽️⚽️⚽️⚽️
    Ellen

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    • Für den Fussball müssen Opfer gebracht werden 😉

      Genau, Tetris! Und manchmal bekommt man den langen Block einfach nicht in die Niesche und schon nähert sich das Ende des Spiels … Game over … und man beginnt von vorn. 😄
      Und ich sag‘s dir: diese Keller werden irgendwann mal unser Überleben retten. Vorausgesetzt, wir haben die richtigen Dinge dort gelagert.

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